Donnerstag, 17. Januar 2008
Zapp - Mediales vom NDR
Es ist ja eine feine Sache, so ein Medienmagazin. Leider taucht dabei immer zwangsläufig ein kleines, aber entscheidendes Problem auf: Es ist immer ein Vertreter der Medien, der ein solches abliefert und dabei über die eigene Sache berichtet. Und genau das ist das Problem beim Magazin der NDR. Auch wenn einem die Moderatorin in der Mitte der Sendung versichert „Lobhudelei in eigener Sache ist normalerweise nicht unserer Ding“, weiß man es als erprobter Zuschauer besser. Eigenlob stinkt sagt man, scheint der Redaktion beim NDR aber egal zu sein. Egal ob man die Intendantenwahl des NDR als pseudo-spektakuläres Megaevent zu verkaufen versucht und sich dabei selbst lächerlich macht oder mal eben die Nominierungen des eigenen Senders bei der Goldenen Kamera in den Raum schmeißt – bei Zapp muss man das als Zuschauer wohl ertragen. Was einen aber vielmehr ärgert ist, dass der NDR es nicht schafft, eine objektive Berichterstattung abzuliefern. Insbesondere wenn es um das Thema private Konkurrenz geht. „Scheiß Privatfernsehen“ titulierte neulich Deutschlands Giftzwerg Nummer eins, BW-Ministerpräsident Oettinger. Dessen Skandalliste ist bekanntlich lang, nun hat er noch einen Punkt mehr darauf. Herr Oettinger pickte sich nämlich sogleich auch zwei Hassobjekte heraus. Da wären zum einen Mal RTL2, ein Sender bei dem die Kritik recht verständlich ist. Und zum anderen Super-RTL, das Gemeinschaftsprojekt von Disney und RTL. Was genau Herr Oettinger an dem Sender so verwerflich fand, konnte er freilich auch auf Anfrage nicht sagen – wie auch, bei einem Sender, der den ganzen Tag Material sendet, in dem Gewalt sprichwörtlich ein Fremdwort ist. Ab und zu darf nach 22 Uhr zwar mal Columbo ran, aber da dürften die kleinen eh längst im Bett sein. Gierig griff auch Zapp das Thema auf- allerdings nicht objektiv wie man es sich gewünscht hätte, sondern sofort in Skandalstimmung. Sicherlich ist die Praxis von RTL2, im Videotext während des Kinderprogramms Sexwerbung zu zeigen nicht in Ordnung, allerdings eigentlich gar nicht das Grundthema von Oettingers Aussage. Und auch auf den anderen von Oettinger genannten Sender einzugehen, kam den Medienexperten bei NDR nicht in Sinn. Statt seinen Zuschauern also die Hintergründe über Oettingers neuerliche Verbalausgleisung zu präsentieren und einmal kritisch zu hinterfragen, lässt man den Beitrag in einen Skandalreport über die Werbekunden des RTL2-Teletextes abgleiten. Der informierte Zuschauer bleibt nach einer halben Stunde wieder einmal verärgert vor dem Fernseher sitzen, und fragt sich, weshalb es der NDR Woche für Woche für nötig hält, bei allen Themen dem Zuschauer nur eine Seite der Medaille zu präsentieren – seine.

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